Antirevolutionärer Roman und romantische Erzählung. Vorläufige konservative Motive bei Chr. A. Vulpius und E. T. A. Hoffmann. Kronberg (Ts.) 1975. (Scriptor Hochschulschriften Literaturwissenschaft 6.)
Ein in jugendlichem Eifer verfasstes Buch, das sich das Ziel gesetzt hatte, E.T.A. Hoffmanns Werk gegen die überwiegende Mehrheit der Forschung rigoros aus der politischen Wirklichkeit der Zeit heraus zu verstehen. Dazu lag Ehrgeiz dem methodischen Ansatz zugrunde. Etwas ausführlichere Kenntnis der damaligen neuesten französischen Theoriebildung, mit der ich bereits ein wenig (aber zu wenig) vertraut war, hätte mir das eine oder andere Kapitel erspart und die Arbeit effektiver gemacht. Was vorliegt, bezeichne ich aus der Rückschau als meinen ersten Versuch mit einem hermeneutischen Strukturalismus und einer Theorie der Intertextualität. Die Texte, zwischen denen ich Beziehungen konstruiere, sind Genres, die Intertextualität wäre also eine vom Typus der Systemreferenz. Für den oberflächlichen Blick folgen zwei Monographien aufeinander; sie nur so zu verstehen, heißt aber, sie misszuverstehen. Der historische Sinn, den die Darstellung vermitteln will, erschließt sich vielmehr erst, wenn das vorgängige Korpus, der am Exempelfall Christian August Vulpius entfaltete Komplex ‚triviale Literatur vom Ende des 18. Jhdrts.‘, als geschichtliche Begründung des nachgängigen begriffen wird, des (frühen) erzählerischen Werks von E.T.A. Hoffmann. Sein eigentliches Gesicht zeigt der Komplex der zeitgenössischen trivialen Unterhaltungsliteratur im Falle Vulpius' nach 1794, also nach dem Beginn der Französischen Revolution: Der ‚Bundesroman‘, der nun weithin Mode wird, führt immer erneut die Revolution als Verschwörung einer geheimen Gesellschaft vor. Indem damit die Unterhaltungsliteratur der 90er Jahre in ihrer symbolischen Darstellung der zeitgenössischen Wirklichkeit ein negatives Bild der Revolution zeichnet, überliefert sie dem in intertextueller Operation folgenden Komplex des erzählerischen Werks von Hoffmann die gleiche Deutung der literarisch begriffenen Wirklichkeit: „Ritter Gluck“, die Titelfigur der ersten eigentlichen Erzählung unseres Autors, tritt auf wie ein Protagonist des Bundesromans; Alban, der „Magnetiseur“, ist dann der Erbe der Verschwörer à la Vulpius. „Der goldne Topf“, „Die Abenteuer der Silvester-Nacht“ und „Ignaz Denner“ bieten sich einem ersten Versuch zur Weiterführung der aus der Intertextualität von ‚Trivialroman‘ und ‚Hoffmanns Erzählungen‘ konstruierten Konfiguration an. – Es sei nicht unterschlagen, dass ich heute die damaligen Ausführungen gerade im deutenden Register vielfach für zu plakativ halte.