Le Paramètre de la transmission du savoir en narratologie – illustré par des exemples tirés du Tour du monde en 80 jours de Jules Verne. In: Théorie du récit. L’apport de la recherche allemande. Hg. von John Pier, übers. von Thierry Gallèpe u. a. Lille 2007, 265–283.
Glosse
Der Band Théorie du récit kam zustande, weil der Herausgeber John Pier, Anglist an der Université de Tours und von Beginn an in Kontakt mit der Hamburger DFG-Forschergruppe Narratologie stehend, unsere in verschiedenen Teilprojekten betriebenen Untersuchungen interessant genug fand, um sie auch einer nicht-deutschen Fachöffentlichkeit präsentieren zu wollen. Ich habe seinerzeit der französischen Übersetzung meines Beitrags Der Parameter der Wissensvermittlung in der Narratologie keine Publikation der originalen deutschen Version an die Seite gestellt. Einer der Gründe für diese Zurückhaltung lag darin, dass ich mit der Wahl des Werkbeispiels (Jules Verne) sowie einzelnen Argumentationsteilen von vornherein französische Leser und Leserinnen ins Auge gefasst hatte. Zudem war der Aufsatz nach meiner damaligen Selbsteinschätzung alles andere als eine ausgereifte Abhandlung zu dem Thema ‚Wissen und Erzählung‘, über das ich in dezidiert narratologischer Perspektive in jenen Jahren intensiver nachdachte. Wenn ich mich nun entschließe, den Beitrag doch erstmals an die Öffentlichkeit zu geben, so stelle ich ihm deshalb gleichzeitig zwei weitere seinerzeit geschriebene und bisher unpublizierte Arbeiten aus diesem Zusammenhang an die Seite.
Bei Erzählen als Vermittlung von Wissen handelt es sich um das Manuskript eines Vortrags für ein Kolloquium, das im Rahmen unserer akademischen Partnerschaft mit der Eötvös-Loránd-Universität Budapest stattfand. Im Vortrag spiegelt sich konkreter das Projekt einer Erzählrhetorik, die am Material von Heftromankorpora der Zwischenkriegszeit ausgearbeitet werden sollte; über Absichten und kleinere Entwürfe ist dieses (zu umfangreiche) Vorhaben indessen nicht hinausgekommen.
Das Kapitel unter dem Titel Wissen und Spannung wiederum war in einem ersten Impuls geplant als Beitrag für ein Studienbuch, erschien mir dann aber gleichfalls unausgereift und zudem für diesen besonderen Publikationszweck ungeeignet.
Allen diesen Versuchen ist das Bestreben gemeinsam, eine substantialistische Narratologie, die mit Entitäten oder starren Ebenen arbeitet (z. B. einem vorab definierten Begriff des ‚Ereignisses‘) und zugleich prospektiv-genetisch vom Werk her fragt, zu überwinden zugunsten einer – bei der eigenen Lektüre einsetzenden – retrospektiv-funktionalistischen Erzähltheorie. Entscheidend für meine Umorientierung war die Kenntnisnahme der Arbeiten David Bordwells, an denen ich mein bisheriges Verständnis des Russischen Formalismus korrigierte und die mich zugleich auf die wesentlichen Studien Meir Sternbergs hinwiesen.
Meine gut ein Dutzend Jahre alten Arbeiten erscheinen hier durchgesehen, gegebenenfalls um deutsche Übersetzungen der französischen Originale ergänzt sowie in einzelnen Formulierungen – wie ich hoffe – präzisiert.