Die verschwörungstheoretisch motivierte Schlüsselszene des Schauerromans in Christian Heinrich Spieß’ Die Löwenritter (1794/95). Mit einem Exkurs über einen Nachdruck. In: Populäre Erscheinungen. Der deutsche Schauerroman um 1800. Hg. von Barry Murnane und Andrew Cusack. München 2011 (Laboratorium Aufklärung 6), 135–155.
Versuch, den Kern des gegen Ende des 18. Jh.s in der Literaturgeschichte vor allem Englands und Deutschlands als neues Genre erscheinenden Schauerromans zu erfassen. Das Handlungsmuster der Szene, die als Schlüsselszene definiert wird, präsentiert sich in vier Varianten. Erste Variante: Ein unsicheres Subjekt gerät in eine undurchsichtige Vergesellschaftung, die gegenüber dem Subjekt auf alle Garantien, es sei bei ihr in vertrauenswürdigen Händen, verzichtet, die ihm tatsächlich aber wohl will. Zweite Variante: Ein unsicheres Subjekt gerät unter den Zugriff einer undurchsichtigen Vergesellschaftung, die sich bemüht, dem Subjekt die Garantie zu vermitteln, es befinde sich bei ihr in vertrauenswürdigen Händen. Dritte Variante = Komplement der zweiten: Die undurchsichtige Vergesellschaftung lässt auf ein abgesprochenes Zeichen hin die Verstellung fallen, zeigt, dass sie den Gegner vollständig unterwandert hat und schlachtet alle Subjekte ab. Vierte Variante: Die undurchsichtige Gesellschaft bleibt undurchsichtig. Die Varianten (wie überhaupt die Schlüsselszene) wurden ausgezogen aus Christian Heinrich Spieß' Roman „Die Löwenritter“ (1794/95). Die Motivation der Schlüsselszene ist in der Mimesis einer bestimmten, allerdings verschwörungstheoretisch grundierten, Welterfahrung zu sehen, die ihren Ursprung im politisch-kulturellen Kontext der 1790er Jahre hat, nämlich im Umfeld der Erschütterung durch die Französische Revolution.