Die Entstehung des Romans aus der Moralischen Wochenschrift. Über Johann Gottwerth Müllers Komische Romane. In: Freier Schriftsteller in der europäischen Aufklärung. Johann Gottwerth Müller von Itzehoe. Hg. von Alexander Ritter. Heide 1986 (Steinberger Studien 4), 135–158.
Versuch, das Romanwerk Müllers im literarischen Feld aus einer den Roman mit der Moralischen Wochenschrift vergleichenden strukturalen Analyse heraus neu zu bestimmen. Zu diesem ersten Korpus (Grundlage: „Der Biedermann“; „Der Gesellige“): Die Wochenschriften werden von fiktionalem Personal geradezu bevölkert. Was hier als Erzähltes erscheint, ist ein Geflecht räumlicher und sozialer Aufschichtungen, wie es für die Struktur alltäglicher Lebenswelt (nach Alfred Schütz) anzusetzen ist. Die Varianz der Formen, in denen die Wochenschriften ihre Botschaft darbieten, reicht von der expositorischen Abhandlung bis zur Präsentation von Erzählerrede ohne vermittelnden Erzähler. Müllers Romane sind weitgehend nach diesem gleichen Modell gearbeitet; man kann sie als Ansammlung von ‚moral characters‘ auffassen. Im Bruch mit der Tradition des Romans, der in die Festlichkeit eines außergewöhnlichen Lebenslaufes einlädt, entsteht hier eine Gattung, welche die Struktur und die Funktion einer Zeitschrift übernimmt und mit dem Leser in Kommunikation über die alltäglichen ‚Kleinigkeiten‘ des Lebens eintritt.